Ich bin krank. Mandelentzündung oder so, meinte der Doc.
Das hat einige Unannehmlichkeiten zur Folge, von denen die tiefgreifenste jedoch sein muss, dass eine meiner Lieblingsbeschäftigungen – Essen – derzeit mit einer pfeffrigen Portion Schmerzen gewürzt ist. Ich bemerke also, wie ich wieder zu westlicher Ernährung tendiere, denn weichgekochte Penne in einer öligen Tomatensauce gehen einfach besser runter als scharfer Masala-Dhal und zähes Naan. Soviel zu meiner Annäherung an die indische Cuisine.
Gestern war ich beim Arzt. Und dann nochmal bei einem. Wenn ich nett sein soll, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich beiden Experten nicht wirklich vertraut. Das überrascht mich. Ich kann mich nämlich noch heute glasklar an die Diskussion erinnern, die ich vor vier Jahren in einer kleinen Wüstenstadt Chinas mit meinem damaligen Mitbewohner hatte: Es ging darum, ob man lokalen Medizinern und ihren Methoden vertrauen könne, oder immer versuchen sollte, westliche Ärzte mit westlicher Medizin zu finden. Ich führte die Meinung in’s Feld, dass vor allem Erfahrung den Mediziner ausmacht und örtliche Ärzte davon keinesfalls weniger besäßen als solche in der Heimat. Meinem Mitbewohner hingegen war zu dem Zeitpunkt gerade ein eingewachsener Zehennagel von einem Doktor entfernt worden, der nicht auf das Einsetzen der Lokalanästhesie hatte warten wollen, und seine Position in dieser Sache war dementsprechend negativ gefärbt.
Ich habe allerdings auch in der Folgezeit (fast) nie an der Expertise meiner behandelnden chinesischen Ärzte zweifeln müssen, sondern hatte im Gegenteil normalerweise sehr angenehme, vertrauenserweckende Erfahrungen. Warum also scheine ich dieses Vertrauen nicht im vollen Maße für meine indischen Ärzte aufbringen zu können?
Vielleicht sind es ja die besonders kurzen Sprechzeiten, in denen ich meistens vergesse, das eine oder andere zu sagen und trotzdem mit einem Rezeptzettel voller Medikamente nach Hause gehe. Denn mit Arztbesuchen scheint es sich bei mir ähnlich zu verhalten wie mit Gängen zum Friseur: Je mehr Zeit mir scheinbar ernsthaft gewidmet wird, desto zufriedener gehe ich nach Hause; selbst wenn das Resultat nach fünf Minuten genauso aussehen würde.Vielleicht ist es ja der allgemeine Hygienezustand der Umgebung. Die Praxen selber wirken häufig genug sauber und scheinbar keimfrei. Wenn aber der Weg dorthin und zurück von Müllhaufen, Aasvögeln, und auf die Straße spuckenden Menschen gesäumt ist, verliert auch das irgendwie an Glaubwürdigkeit.
Letztendlich gibt es aber noch einen sehr essentiellen Unterschied zu meiner Krankheitserfahrung in China: Das Reich der Mitte hat seine eigene medizinische Tradition, der es bis heute noch treu folgt. Zwar kann man auch “westliche” Behandlungen bekommen, doch selbst diese sind durchwachsen von traditionellen Techniken, Großmutterrezepten und fernöstlichen Weltansichten. Für mich hatte somit jeder Arztbesuch ein wenig den Kick des Unbekannten vorprogrammiert und ich hatte gleichzeitig gar keine andere Wahl als mich vertrauensvoll in die Hände des Arztes oder der Ärztin zu geben, hatte ich selber ja gar keine Erfahrung mit dieser Form der Behandlung.
In Mumbai finde ich zwar keinen einzigen europäischen Mediziner, aber fast jeder Arzt hier scheint die westliche Schulmedizin zu praktizieren. Ich habe schon einmal über Kulturschock geschrieben, und darüber wie nur die Dinge, die uns teilweise vertraut vorkommen, und dennoch anders sind, uns wirklich “schocken” können. Wenn ich also zu einem indischen Arzt gehe, bekomme ich wohl eine Behandlung, die in ihren Grundzügen allem entspricht, was ich aus der Heimat gewohnt bin, und trotzdem ist es nicht dasselbe. Es sind die kleinen Unterschiede, wie eine kürzere Sprechstundenzeit, kleinere Räumlichkeiten, weniger Instrumente, weniger Bücher, keine Computer und direkte Bezahlung, die die vertraute Struktur in ein etwas nebligeres Licht taucht und sich unvertraut anfühlen lässt. Sogar Medikamente tragen beizeiten bekannte Namen, werden jedoch ohne Umverpackung und Beipackzettel und in merkwürdige Folien verschweißt verkauft.
All das trägt zu dieser viel zu unvertraut vertrauten Erfahrung in einem zudem unangenehmen Zustand bei. Es gibt jedoch ein kleines Mittelchen gegen dieses leicht krankhafte Misstrauen: Ich wende mich an Personen, mit denen ich Gefühle der Fremdheit bereits überwunden habe, um mich von ihnen und ihrer persönlichen Expertise durch solche kulturellen Irrgärten geleiten zu lassen.
Das hilft.
Ein wenig.
sag mal ‘ah’ ! ;-)
dann folgende Hausmittel, die bei einer Angina zur Anwendung kommen können, sind:
Umschläge mit Topfen oder angerührter Heilerde
frischer Ingwertee mit Honig und Zitrone
Gurgeln mit Salbeitee, Kamillentee oder Salzwasser
Ölziehen (dabei wird der Mund mit Pflanzenöl gespült) – nicht geeignet für Kleinkinder (denk mal nach…)
oder ^^
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gute besserung !
Hallo matthes, wir wünschen dir gute besserung!!! Ratschläge gibt es ja genug, sh. Manfred. Aber es ist schwer, mit deiner umwelt klar zu kormmen, für dich natürlich. Wir rätzeln, wie man inmitten der turbolenten angeboten auch noch gesund werden kann. Das brauchst du für deine arbeit und wir hoffen, bald wieder von einem gesunden matthes zu hören. Deine texte sind druckreif. Wir können uns ein lebendiges bild machen. Wir sind in gedanken und mit den besten wünschen immer bei dir! Herzliche grüße von opa und oma
Lieber Matthes, Mandelentzündung scheint ein globales Problem zu sein. Eva lag auch letzte Woche im Quito damit fiebernd im Bett und hat ihrerseits Erfahrungen mit südamerikanischen Behandlungen gemacht, welche jedenfalls mein Vertrauen als Mutter nicht wecken konnten. Ich hoffe, es geht dir wieder etwas besser, manchmal wird man ja auch trotz Behandlung gesund ;-)
Viele Grüße von deiner Ulrike
Hi Matthes,
ich habe jetzt endlich deinen Blog gelesen, ich bin schwer beeindruckt von deiner Fähigkeit deine Eindrücke in der Fremde lesenswert aufzubereiten. Danke! Jetzt frage ich mich natürlich besorgt, ob du immer noch krank bist. Ich hoffe, dass sich das geändert hat. Und vielleicht bist du auch schon auf eine Idee gekommen, wie du dich in die Permakulturszene einbringen willst. Ich freue mich sehr von dir zu hören. Viele liebe Grüße
doro